Eine unvergängliche Idee Signifikant ist die Intensität ihrer Bereitschaft, mit Menschen in Kommunikation zu treten, Impulse weiterzugeben durch ihre Arbeiten und
künstlerische Können im Umgang mit dem Material Bronze, das für sie, seit sie sich von der vergänglichen Materie Ton getrennt hat, zu einer neuen Herausforderung geworden ist. Selbst die Sockel, die Peggy M. Kanacher für ihre Skulpturen mit größter Sorgfalt auswählt, sind als Bestandteil ihrer Werke nicht wegzudenken - es zählt stets die Ausdruckskraft des Ganzen.
Dass Peggy M. Kanacher für ihre "Unvergänglichen Ideen" Bronze als ihren Werkstoff gewählt hat, hängt damit zusammen, dass dieses Material an sich schon Leidenschaft darstellt, steckt es doch voller Leben. Bei der Betrachtung der Skulpturen wird man mit den Farben des Feuers konfrontiert, das Kupfer und Zinn schmilzt und zu einer neuen Materie, der Bronze verbindet. Man wird konfrontiert mit der goldgelben Farbe, die die Bronze kurz vor dem Guß erhält, wenn sie glühend den Schmelztiegel verlässt, um in die Gussform zu fließen. Unebenheiten lassen auf Verwundungen schließen und die spätere Patinierung auf den Zahn der Zeit, der allem, was lebt, zu schaffen macht. So finden sich im Entstehungsprozess absolut menschliche Spuren: Spuren, die Leiden schaffen, Spuren, die zum Menschsein dazugehören, Spuren, welche die Leidenschaften im Leben eines Menschen hinterlassen.
Das Halbrelief "Lebensbaum" greift bewusst christliche Motive auf, z. B. das Werden und Vergehen. Werden und Vergehen erhalten im Kreuz Jesu Christi eine andere Wertigkeit, eine andere Deutung, weil das Kreuz Sinnbild dafür ist, dass mit dem irdischen Vergehen ein Neuwerden in Christus verbunden ist. Mir als Theologen scheint es eminent wichtig, dass wir die Leidenschaft und die Sinnlichkeit, alles, was zu unserem Menschsein hinzugehört, in den künstlerischen Prozess mit einbeziehen. Nur in diesem lebendigen Dialog wird es uns möglich werden, unsere christliche Religion vor der Erstarrung in alten Formen zu bewahren und ihr im Gegenteil in neuen menschennahen, auch gefühlsbetonten Formen zu neuem Leben zu verhelfen. Überblickt man das Werk von Peggy M. Kanacher, so lässt sich abschließend sagen: Ihre Skulpturen sind keine Abbilder einer äußerlichen Realität, keine fotografischen Schnappschüsse. Es sind deutende Bilder, die die Innerlichkeit des Menschen berühren, Reflexionen der Künstlerin über unsere Zeit und unser Weltinneres. Es ist die Leidenschaft, die für die Künstlerin als Ausgangspunkt zu Betrachtungen und Reflexionen führt und konsequent zu innerer Auseinandersetzung und intensiven Kommunikation einlädt. Ihre Skulpturen artikulieren eine tiefe Sinnlichkeit und laden damit zum verweilenden Schauen, zum Reflektieren des eigenen Seins ein und gewähren eine Blick ins Innere. Werner Rombach, Dipl.-Theologe Blick in die Zukunft – Blick in die Vergangenheit
Die der
Vergangenheit zugewandte Figur überblickt eine unüberschaubare verflossene Zeit, deren Ereignisse in langen Kausalketten oder kausalen Verzahnungen keiner Verfügungsgewalt mehr unterliegen. Die Augen in Richtung Zukunft und Vergangenheit sehen viel
mehr, als der Mensch gestalten kann.
Die senkrechte Bronzeplatte mit den eingefügten
Reliefs versinnlicht die Gegenwart als erfahrene Zeit,
in der haltgebende Vergangenheit und öffnende
Zukunft als Leben präsent sind, Leben auf der Grenze.
Die ironisch an der Basis hervorlugenden Fußpaare
stellen die beiden kontemplativen Figuren auf die
Füße des Handelns, deren Reichweite viel geringer als
der Weitblick ihrer Besitzer ist. Vorsichtig bewegt sich
das eine Fußpaar in Richtung ungewisser Zukunft,
das andere rückwärts in Richtung Gegenwart, um
nicht von der heranrollenden Vergangenheit gefesselt zu werden. Kunst in der Raiffeisenbank Die Wissenschaftler/Ingenieure würden das, was Peggy Kanacher kreiert, als bildsame Formgebung bezeichnen. Es ist ein drei-dimensionaler Formgebungsprozess und unterscheidet sich damit fundamental von dem zwei-dimensionalen eines gemalten Bildes. Jede der Bronzeskulpturen trägt einen eigenen Namen, einen sehr genau ausgewählten Namen, der nicht nur die Figur selber kennzeichnet, sondern der mit Bedacht ausgewählt wurde, vielleicht um dem Betrachter einen Hinweis zu geben auf das Erlebnis, was hinter dieser Figur steht. Der Name reizt den Betrachter in seine eigenen Erlebnisbereiche abzuschweifen und damit das in der Figur wiederzufinden, was er selber sehen möchte. Es gibt Titel, in diesen Figuren, die für sich alleine sprechen, nehmen wir das Beispiel „Wer sich nicht bewegt, bewegt nichts“ oder „Macht euch die Erde untertan“, „Auf der Suche nach der heilen Welt“, „Gegenwind“ oder ähnliches. Aber es gibt auch Titel, die zu den Werken gehören, die einfach zum Abschweifen und Nachdenken anregen: „Auf der Such nach der heilen Welt“, „Ohne Worte“, „Der kleine Geist des Königs“, „Weltoffen“, „Blick in die Zukunft, Blick in die Vergangenheit“. Wenn man diese Werke anschaut, dann sinkt man vielleicht zurück in die eigene Erlebniswelt und fühlt sich erinnert. Wenn man vor den Bronzen steht, hat man den Wunsch, diese Figuren zu berühren, den Formen, Rundungen, auch den Kanten, der Oberflächenstruktur nachzuspüren und sie mit den Händen, Fingern zu erfühlen. Dies ist die nur im 3-dimensionalen Werk mögliche Art, den Kunstwerken und den darin ausgedrückten Empfindungen näher zu kommen. Warum erschafft ein/e Künstler/in ein Werk? Warum malt ein Maler/in ein Bild? Warum formt eine Bildhauerin eine Skulptur? Auf ihrer Internet-Website begrüßt Peggy Kanacher uns mit einem Zitat von Picasso »Kunst wäscht den Staub des Alltags von der Seele«. Jedes Kunstwerk ist offenbar ein Akt der Befreiung. Es befreit den Erschaffenden von einer Last: einem Problem, einem freudigen aber traurigen Ereignis. Die Künstlerin erschafft sich damit Raum, gestaltet, manifestiert ihre Wünsche, ihre Bedenken, ihre Erlebnisse und kann sie dann benutzen, um ihre Seele zu befreien und zu neuen Taten aufzubrechen. Meistens stellen die Skulpturen Menschen dar, die im Mittelpunkt des Wirkens von Peggy Kanacher stehen. Sie ist ein Menschenfreundlicher Mensch. Sie sieht die Menschen in ihren verschiedenen Situationen: Glück, Unglück, Nachdenklichkeit, Reflektion, Aktion. Immer wieder motiviert die Betrachtung einer Skulptur und des zugehörigen Titels zu schweifen und seinen eigenen Phantasien nachzugehen, Anleitung zur Meditation über sich selbst, über das Leben, über die Zukunft. Zu den Skulpturen von Peggy Kanacher gehören auch Stützkonstruktionen, Ständer, die meistens aus Steinen bestehen, sehr wohl ausgewählten Steinen, auch geformten Steinen, die aus verschiedenen Gebieten und, wie ich weiß, auch von vielen Urlaubsreisen und Besuchen mitgenommen werden. Der Sockel, auf dem die Skulptur steht, ergänzt die Skulptur und führt Harmonie herbeiführen. Manche Skulpturen aus Bronze können sogar nur existieren mit Hilfe ihres Sockels, mit ihrer Umgebung, in die sie eingebaut worden sind sowie wir alle. Natursteine geformt, bearbeitet oder poliert dienen genauso als Träger wie Glas, Stahl oder Holz oder vielleicht auch andere Materialien. Hierdurch wird, denke ich, in vielen Beispielen lebendig, wie die Künstlerin ihr Bestreben nach Ganzheit, nach Harmonie realisiert und damit anderen ähnliche Harmoniegefühle vermittelt. Ein kleiner Ausflug in eine gemeinsame Vergangenheit sei erwähnt als wir den Versuch gemacht haben, Kunst und Forschung zu verbinden, In diesem Fall wurden Skulpturen, von Peggy Kanacher geschaffen, durch technische Verfahren der Oberflächenveredelung modifiziert. Ich spreche hier von dem Werk „Denkdritus“, ein Kunstwort, das Peggy Kanacher selbst erfunden hat. Wenn man in ein Lehrbuch für Werkstoffwissenschaften schaut, erhält man als Definition für das Wort „Dendrit“ (ohne „k“), welches den einen Teil des Kunstwortes ausmacht, baumartig verzweigte Strukturen, die sich bei Unterkühlung einer Schmelze bilden. Dieser Wortstamm bezieht sich auf den Formgebungsprozess der Erstarrung nach Gießen von Bronze. Diese Dendriten treten im Bronzeguss auf, um sie zu sehen muss man aber mit Mikroskopen in den Werkstoff hinein schauen, was eine eigene Wissenschaftsrichtung ist. Der zweite Teil des Kunstwortes ist Denken. Denkdriten sind nun nicht Dendriten, die durch intensives Nachdenken entstanden sind, sondern eben genau diese Figuren, die Peggy Kanacher Symbolfiguren nennt. Sie sieht in ihnen die Überhöhung des Geistes, realisiert als Symbol für Forschung und Wissenschaft, in dem der Kopf hoch über den aufrecht stehenden Menschen getragen wird, strahlend und den wissenschaftlichen Erfolg des Denkens präsentierend. Darüber haben wir uns damals, 2001, die Wissenschaftler im Forschungszentrum Jülich außerordentlich gefreut. Wir haben dann voll Begeisterung diesen Figuren immer neue Ausdrücke verliehen, in dem wir ihnen durch Wahl verschiedener Werkstoffe ein unterschiedliches oberflächliches Erscheinungsbild gegeben haben. Prof. Dr. Detlev Stöver
|